Die Entsorgung von mineralischen Bau- und Abbruchabfällen sowie Böden ist in vielen Regionen Bayerns bereits heute zum kostspieligen Problemfall geworden, denn
- Deponiekapazitäten fehlen und neue Deponien zu schaffen, scheitert fast immer am gesellschaftlichen sowie politischen Widerstand;
- auch die in Bayern bisher noch praktizierte Verfüllung vom Bauschutt- und Bodenmaterialien in Gruben, Brüchen und Tagebauen stößt mehr und mehr auf Gegenwind; die geforderten Anforderungen zu erfüllen wird schwieriger, die Anzahl und Güte der zugelassenen Materialien wird immer weiter eingeschränkt und die verfügbaren Verfüllkapazitäten täglich geringer. Die neue Bundesbodenschutzverordnung (BBodSchV), die im Rahmen der Mantelverordnung seit Jahren diskutiert wird, will die Verfüllung zukünftig zudem auf den Einsatz von unbelasteten (vgl. Z 0, Z0*) Bodenmaterial begrenzen.
Auf der anderen Seite aber wird das Recycling und der Einsatz von geprüften, güteüberwachten und zertifizierten Recyclingbaustoffen – als ökologisch und ökonomisch sinnvollste Variante der Entsorgung – sträflich vernachlässigt und gerade von Seiten der Öffentlichen Hand zu wenig akzeptiert und genutzt. In Ausschreibungen wird so z.B. immer noch trotz VOB der Grundsatz der produktneutralen Ausschreibung missachtet, werden Recyclingbaustoffe ohne stichhaltige Begründungen ausgeschlossen oder abgelehnt.
Wohin also zukünftig mit den rund 40 Millionen Tonnen mineralischen Abfällen pro Jahr allein in Bayern? Wird eine ordnungsgemäße Entsorgung noch bezahlbar sein? Werden Bauvorhaben nicht mehr realisierbar, weil wir die Entsorgung nicht mehr stemmen können? Mit Sicherheit ja!
Mit Sicherheit ja, wenn nicht endlich und mit Nachdruck die Möglichkeiten des Baustoffrecyclings auf breiter Basis genutzt werden! Durch die Aufbereitung der mineralischen Abfälle können umweltverträgliche und vor allem auch bautechnisch qualitativ hochwertige Baustoffe zurückgewonnen werden, die in vielfältigster Weise im Hoch- und Tiefbau, im Straßen-, Gleis-, Verkehrsflächen sowie im Erdbau u.a. eingesetzt werden können. Neben der Reduzierung der Baukosten durch die Substitution von natürlichen Baustoffen wie Sand, Kies und Schotter ermöglichen Recyclingbaustoffe auch signifikante Einsparungen auf der Entsorgungsseite.
Dieses wirtschaftliche Potential von Recyclingbaustoffen wird bisher verkannt. Insbesondere die Öffentliche Hand sollte unter dem Gesichtspunkt knapper Investitionsmittel, einer maroden Infrastruktur sowie dem dadurch bedingten immensen Investitionsbedarf und einer möglichst effektiven Verwendung öffentlicher Gelder diese Optionen im Rahmen der öffentlichen Beschaffung konsequent nutzen.
Die Öffentliche Hand muss als zudem größter Auftraggeber in der Bauwirtschaft endlich ihrer gesetzlichen Vorbildfunktion ohne Wenn und Aber gerecht werden. Recyclingbaustoffe müssen im Rahmen der öffentlichen Beschaffung gezielt nachgefragt und, wie im bayerischen Abfallgesetz festgeschrieben, auch bevorzugt eingesetzt werden. Es gilt, Anreize (z.B. bei der Vergabe von Fördermitteln, bei der Vergütung von Architekten uvm.) zu schaffen, um beginnend von der Planung bis zur Erstellung von Bauwerken den Einsatz von Recyclingbaustoffe nachhaltig zu fördern.
Der Baustoff Recycling Bayern e.V. bietet zum Thema „Baustoffrecycling“ umfangreiche Informationen und Handlungshilfen an (www.baustoffrecycling-bayern.de). Durch sein Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystem macht er es für Aufbereiter, Planer, Architekten. öffentliche, gewerbliche und private Bauherren einfach, Recyclingbaustoffe einzusetzen.
Der Entsorgungsnotstand am Bau muss nicht sein! Wir haben bereits heute alle Mittel und Möglichkeiten, dies zu verhindern. Geprüfte, güteüberwachte und zertifizierte Recyclingbaustoffe sind Garant für die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung von mineralischen Abfällen, sie tragen bei zur zuverlässigen Versorgung mit hochwertigen Baustoffen und sie gewährleisten auch für die Zukunft ausreichende und bezahlbare Entsorgungswege für die Bauwirtschaft.
Matthias Moosleitner
- Präsident -